über Wasser, Wolken, Stahl und mehr. . .

Verstärkung!

Frisch bei uns eingezogen, haben diese beiden >30kg Mono-Endstufen zum ersten Probehören provisorisch den Plattenspieler ins Untergeschoss verbannt:

Man beachte den wunderbaren spiegelsymmetrischen Aufbau der Endstufen, das bekommt man bei den Serienherstellern oft auch nicht für Geld und gute Worte, selbst mit 5-6 stelligen Preisbudget nicht.

Eine Single Ended Triode, Class A, ohne Rückkopplung, (also kein Ultralinearbetrieb!) ~2x22W an 8 Ohm, riesige Übertrager, mit kräftigen und hellen GM70 Trioden, MT und HT fast wie eine 300B, aber richtig Wumms beim Bass. Nachteil dieser Kombination? Nun es ist eine echt heiße Röhre, die neben einer kräftigen Gleichstrom-Heizspannung (20V) auch richtig Hochspannung an der Anode liebt, (bis 1,5kV, hier aber lediglich ~500V). Das ist jedenfalls kein Anfängerprojekt. Aber so ein ehemaliger gewerblicher Trafowickelmeister, der sich seine Meriten in vielen Jahren im Amateurfunkbereich erworben hat und dort mit noch viel höheren Spannungen und entsprechend potenten Senderöhren umgehen musste, wollte partout diese Röhre für den Audioeinsatz "bändigen". Sie soll besser sein, als die 805 oder 845 und ist wegen seltener Verwendung und großer Bestände im Ersatz viel billiger, (die verlangten Preise z.B. für einen Nachbau der legendären WE 300B haben ja die Grenze des Unverschämten überschritten..., selbst ein normales gutes Pärchen dieser recht einfachen Triode kosten wegen dem Hype schon mind. 345€)

Für Röhrenfreaks werden die Zeiten ohnehin immer schwieriger, Musiker fürchten schon um Ersatz für ihre Gitarrenamps, weil es einerseits immer weniger Fabriken für Röhren gibt (und die sind ohnehin alle in China), und andererseits wegen der Sanktionen auch die vielen, guten, alten russischen NOS-Röhren momentan "hinter dem Vorhang" bleiben... Und dann noch die Bedrohung aus dem Öko-Lager, man hört Nachrichten, dass Class A ein neues Feindbild wäre und man befürchtet, dass aus Effizienzgründen in der EU bald nur noch Class D mit hohem Wirkungsgrad den steigenden, nachhaltigen Umweltansprüchgen gerecht werden könnten. (Ich erinnere hier mal an die Glühbirnen, - also so abwegig ist das in der EU ja nicht..., da ist ja nicht alles sinnvoll und nachvollziehbar, was so flott beschlossen wird.)

Zurück zu den GM70, wenn solche Größen wie NAT Audio mit Ihrem SE1 oder als PP in der SE2 auch mit dieser Röhre arbeiten, dann ist die Röhre sicher nicht schlecht, man muss halt "damit umgehen können". Sie hat klanglich angeblich vieles mit der edlen 211, die auch Kondo Ongaku hofiert, gemein. Nun kann nicht jeder Musikliebhaber 16.000 € oder gar 95.000€ für solch ein Mono-Pärchen locker-flockig auf den Tisch legen und auch die Preise von Lukasz "LampizatOr" sind für mein Einkommen kaum verdaulich.... Wir befinden uns mit solchen Hochspannungsröhren, die meist ursprünglich ihre Laufbahn als Senderöhren begonnen haben, mitten in der absoluten Oberklasse.

Es gibt kaum noch gute Hochspannungstechnik in Deutschland auf dem Markt. Die meisten Röhren brauchen ja oft nur max. ~ 300V, Trafos, hochspannungsfeste Elkos und selbst Kabel werden hierzulande für den Bereich 500V - 2.000V einfach selten. Seit auch Fernseher und Oszilloskope keine Kathodenstrahlröhren mehr haben, sondern TFT, LED, OLED und LCD den Markt beherrschen, ist die Nachfrage gering. Gut, die Russen haben viele schöne Sachen in militärischer Spezifikation auf Halde produziert, aber (s.o.) da ist momentan einfach schwierig dranzukommen.

Erst mal war ich ja , als ich über das Angebot stolperte, recht verunsichert, aber als ich sah, dass er auch seine Trafos und Übertrager professionell einfach selbst wickelte, wurde ich zusehends entspannter. Rainer Baule ist ein echtes Ruhrpott-Original, knappe und deutliche, aber ehrliche Ansagen sind seine Welt. Und er baute seit >20 Jahren schöne Röhrenverstärker in Herne. Durch einen krassen gesundheitlichen Rückschlag sind meine Monos mit diesen Röhren aber nicht nur extrem selten, sondern auch die letzten ihrer Art aus seiner Hand... Begonnen als Krönung seines Verstärkerbaus, kam dann dieser gesundheitliche Einschlag. Ein Pärchen war fertig, Da er selbst nichts mehr löten kann, hat er lediglich noch das Material (Trafo, Übertrager, Röhren etc.) für ein weiteres Pärchen, wer Interesse hat, mag mich ansprechen...

Schön in Punkt zu Punkt Verdrahtung aufgebaut...

Hier jetzt ein paar Impressionen, den Klang bekomme ich via internet ohnehin nicht transportiert...

Man kann recht gut erkennen, dass die Übertrager genauso hoch bauen, wie die GM70.

Man kann es sehen, aber nicht richtig fotografieren, die Gleichstrom-Hochspannungs-Heizungen aus Thorium-Draht

Mit Blitz kann man sie wenigstens erahnen...

Ah ja, solange die Röhre noch kalt ist, kommt man noch etwas näher dran...

Die Gleichrichterröhre, hier reicht durchaus ein Standardmodell der GZ34S von JJ.

Die Treiberröhre, natürlich NOS...

Der spiegelsymmetrische Aufbau ist einfach genial, Baule hat dies einmal auf Kundenwunsch gemacht und ist dabei geblieben...

Was soll ich zum Klang sagen? Nun, ich formuliere es mal so: HT und MT haben ein nicht nur ein "Erwartung übertroffen", sondern verdienen tatsächlich ein "Ohnegleichen" verdient. Die gleiche Note verdienen sie auch am Hornbass der Scala. Hier war mir die Dämpfung des parasounds (Dämpfungsfaktor >800 !) immer viel zu hoch, der Verstärker kontrollierte den Bass mit ohnehin hart aufgehanger Membran, die ja auch noch gegen den "Hornladungsdruck" arbeiten muss, viel zu stark. Und nun kann ich erleben, wie "weniger Kontrolle" durchaus mehr sein kann! (Das lässt sich sogar messen.)

Für mein bescheidenes Gehalt bin ich jetzt so weit oben angekommen, dass Verbesserungen nun nur noch dann richtig durchschlagen würden, wenn ich ein wesentlich größeres Wohnzimmer bekomme...

Aber zuerst brauchen wir einen vernünftigen Platz an der Front. Da die Röhren viel heißer laufen, als z.B. normale EL34 verbot sich der Platz des alten Mitteltonhorns in der Scala, ok, mit Lüfter und thermostatischer Steuerung passt das, aber wer will denn wirklich freiwillig Lüfter im Lautsprecher? Ein zweites Regal links des Centers bot sich an, es wird mit der Zeit auch genauso nachdunkeln wie das Regal rechts.

Insgesamt macht das aber schon jetzt einen ganz vernünftigen Eindruck..., und Mikrofonie? Tja, im Nebenraum geht es nicht, auch kann ich nicht an die Seiten, bzw. an die Rückseite des Raumes ausweichen. Ein bisschen "Wohnzimmer" sollte eben auch noch sein... Man muss Kompromisse machen, oder eion separaten Hörraum installieren. Und sind wir ehrlich der WAF  dieses kompletten Ensembles ist für viele in einem gemeinsamen Haushalt gar nicht umzusetzen. ;-)

Das 2te Thema ist eben der leise Brumm, der aber nur dann deutlich in den Pausen zu hören ist, wenn man die Potis auf mind. 70% stellt damt man die Regelung über die eine Vorstufe macht und nicht permanent zu Lautstärkeregulierung aufstehen will. Das hört man dann auch nur an Lautsprechern mit solch hohem Wirkungsgrad wie den La Scalas (105dB/W/m). An den Teufel M200 (87dB/1W/1m) kann man den Brumm kaum hören, kein Wunder der leise Brumm ist dann ja auch 18 dB leiser! 

Baule hat mir einen Weg gezeigt, um das auch in diesem Anwendungsfall in den Griff zu bekommen, die zusätzlichen 4 großen und hochwertigen Kondensatoren habe ich bereits zum Tuning gekauft, aber noch nicht eingelötet. Denn beim Musikhören stört es mich eigentlich auch gar nicht, nur bei absolut stillen Passagen in diversen Filmen, kann man die Trafos schon hören, das ist einerseits (wie oben beschrieben) den fast ausgepegelten Monos geschuldet, die Hauptlautsprecher sollen ja zu den anderen Lautsprechern auf dem gleichen Level spielen und weiterhin mit fernbedienbar sein und andererseits eben der starken Gleichspannungsheizung und der Technik, die letztlich aus den 30´er Jahren stammt... Hier fliegen ja die Elektronen noch durchs Vakuum.

 Die Lösung für mich lag hier ja eigentlich ganz nahe, die Parasound-Transe für Film & Video und die Röhren für den puren Musikgenuß, dann allerdings, ohne den viel zu hoch eingepegelten Subwoofer. Also müssen 2 verschiedene Verstärker an den gleichen Lautsprechern arbeiten. Dafür kommt aber nur eine vernünftige, passive Lösung in Frage. Vernünftig heißt auf jeden Fall: Einen hochwertigen Schalter, der auch alle Massepunkte mit- bzw. freischaltet. Billige Lösungen schalten oft nur die Phasen der Signale und verwenden eine gemeinsame Masseverbindung = unbrauchbar.

Eine passable Lösung, die einem den Selbstbau erspart, bietet die Fa. dynavox an, eine deutsche Firma, die, um bezahlbar zu bleiben, in China nach ihren Vorgaben und Qualitätsansprüchen fertigen lässt. Es handelt sich um den Umschalter AMP-S PRO.

(Der Hersteller gibt eine maximale Umschaltleistung von 200W an, aber dazu meine 2 Cent: Geschaltet wird bei mir nur, wenn beide Verstärker aus sind, das erhöht auf jeden Fall die Lebensdauer, da es so keine Schaltfunken gibt und sichert auch die Übertrager vor einem Lauf ohne Last, dazu gleich aber mehr. Möchte man tatsächlich mal 2 Transen direkt miteinander durch hin- und herschalten vergleichen, dann sollte man das möglichst nicht bei hoher Leistung, z.B. bei Leisesprechern mit 87 dB/1W/1m machen. )

Excurs: apropos Leistung... Ich habe es mir nicht nehmen lassen, einmal zu messen, was denn nun tatsächlich an Leistung beim "richtig laut" Musikhören, "fällig" wird. An den Lautsprecherklemmen habe ich mit dem Multimeter bei einer Schallpegelmessung von  ~ 105dB (C-Weighting ohne Subwoofer, gemessen am Hörplatz, d.h. 3,3m Entfernung, im Stereobetrieb) zwischen 2,15 und 2,76 Volt gemessen. 105 dB entsprechen einem Schlagschrauber in 1m Entfernung, bzw. einem Formel1 Auto in 30m Entfernung, also einem Schalldruck von ~ 3,56PA.

Die Scalas werden mit pauschal 8 Ohm angegegeben, das ist jedoch stark frequenzabhängig, sie haben bis ~ 400Hz etwa 6 Ω, ab knapp über 400Hz steigen sie bis zum Maximum von 32 Ω bei 1.700Hz und sinken dann schnell bis 5.000Hz wieder auf 5 Ohm ab, ab 7.500Hz liegen sie einigermassen kontinuierlich bei 8Ω. Bei Musik (oder rosa Rauschen) kann man aber gesamt von rund 7,2 Ohm ausgehen... Dann kommen tatsächlich plausible Leistungswerte heraus

Wie man sieht haben die Röhren noch viel Luft nach oben, aber weiter mit dem Umschalter: Die Lautsprecher kommen direkt fest an die schönen und soliden Lautsprecherklemmen, die Verstärker werden aber allesamt mit massiven und vergoldeten 4mm Bananensteckern angeschlossen.

Der Parasound bekam neue, selbstkonfektionierte Kabel, das Stoffgeflecht habe ich mir aber geschenkt. Hier laufen je Phase je drei solide 1mm² starke Kupferdrähte und bringen so fast die gleiche Performance, wie die viele hunderte Euro teuren Audiospezialkabel. Sie sind halt nicht ganz so flexibel, wie die 3,5 mm² Lautsprecherkabel.

Allerdings birgt der Schalter dennoch eine Gefahr: Röhrenverstärker mögen es gar nicht, wenn man sie anschaltet ohne dass eine Lautsprecherlast am Übertrager hängt. Man könnte hier entweder einen belastbaren Widerstand von ~220 mΩ (der permanent Leistung verbrennt und die Impedanz der Lautsprecher senkt), oder einen Widerstand mit 1 kΩ parallel als "Notfallsicherung" für die Röhrenmonos schalten, ja, die würden ja auch noch in die Schaltkiste passen, aber ich habe dennoch darauf verzichtet, meine Sicherung ist hier ein Hinweisschild, dass die Bedienung nur durch mich propagiert, ich hoffe das reicht aus.

Natürlich lief nicht alles so glatt, wie geplant. Durch die weite Entfernung zwischen Vor- und den Röhrenverstärkern, benötigte ich ein paar 3,0m lange Cinchkabel. Relativ hochwertig und vor allem gut geschirmt sollten sie sein. Nach der Montage gab ein Kanal der Röhren keinen Mucks von sich. Die Fehlersuche dauerte etwas, da ich alle Geräte auch schon wieder fertig in Position gebracht hatte,. Also alles wieder zurück, dann stellte ich fest, dass einer der Cinchstecker einen Wackelkontakt am Stift hatte. Sehr ärgerlich, da der Tausch dieses Kabel doch recht aufwändig ist. Da das Kabel einen Kontakt bekam, wenn man es entsprechend drehte und nicht ganz in die Buchse einsteckte, ich die 3,0m Länge am neuen Aufstellort der Monos brauchte, montierte ich das Kabel dennoch, wollte es aber natürlich tauschen. Nur, weitere zweimal beide Regale und TV nach vorne zu ziehen, um vernünftig an das Kabel zu kommen sah ich nicht ein, habe also den Lieferanten angeschrieben, ob er mir vorab erst den Ersatz zuschickt und ich das defekte Kabel dann nach dem erfolgten Ausausch retournieren kann, und, ja was soll ich sagen? Es gibt Sie noch. Serviceorientierte Unternehmen, die einen vorzüglichen Kundenservice bieten und die für ihre "Nische" mit Herzblut leben. Umgehend versandte Die Nadel ein Ersatzkabel kostenfrei an mich und erlaubte problemlos die Retoure nach dem Austausch. In den heutigen Zeiten schon eine Seltenheit, denn anonym in den Weiten des internet endet "Treu und Glauben" an die Kunden oft für die Unternehmen mit "Abschreibung wegen Leichtsinn". Schade eigentlich. Hier ist es aber von mir eine klare Empfehlung für ein Unternehmen mit tollem, breit gefächerten Sortiment, vorzüglichem Service und die Bitte an die Kunden, eine solche Geschäftspraxis nicht auszunutzen.

Das Kabel kam zwei Tage später bei mir an, sogar ein aktuelles Heft der Audio mit einer CD, die genau meinen Nerv trifft (Blues!) hat man beigelegt. Es wurde am Samstag montiert, nun ist alles perfekt, Danke! Das alte Kabel ist verpackt und geht postwendend wieder zurück. Toller Service! 

(Kleines update 2024: Ds Problem trat wieder auf, diesesmal tauschte ich den den Chinchanschluss am Verstärker, da ich vermutete, es läge ggf. doch an diesem. Aber der Fehler blieb und wanderte dann auch beim Drehen des Kabels am Vertsärker mit. Also wieder das Kabel. Sehr schade bei so einem teuren Stück Draht. Jetzt werkelt da eine billige 5m lange Chinch Leitung von Hama und beide Kanäle laufen wie sie sollen.)

Jetzt habe ich auch mal einen Vergleich zwischen Transistor und Röhre an den Scalas gefahren. Der Subwoofer wurde ebenfalls etwas nachgeregelt, - passt!

Und für meinen lieben Röhrenkünstler, der sich so über die Fotos auf meiner homepage gefreut hat:

"Lieber Rainer, ich hoffe Deine Ergotherapeutin bekommt Dich wieder vollständig hin. Kopf hoch! Und wenn Du einen erneuten Anlauf nehmen kannst und willst, habe ich Dir mal ein neues Logo als Mutmacher entworfen, kommt gerade frisch aus der Presse..."





und was liegt näher, nachdem der Röhrenzauberer ein neues Firmenzeichen hat? Richtig, das muss auch an die Verstärker. Eine Skala und eine Produktbezeichnung aus der Röhrenbezeichnung, "Triode" und" Dream" findet da auch noch Platz. Farben braucht es nicht, Antik reicht...

nur noch montieren, am Verstärker für den linken Kanal,

den rechten Kanal

ja, sieht doch Klasse aus...

Hier der Vlog zum Verkauf (schnüff)...

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